Eine zeitgemäße ganzheitliche Bildung steht für die lebensbegleitende Entwicklung der geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten des Menschen und der Förderung und Erweiterung seiner Kompetenzen im Sinne reflektierter und verantwortungsvoller Handlungs- und Problemlösefähigkeiten. Alle Jugendlichen soll befähigt werden, am Kultur- und Wirtschaftsleben Österreichs, Europas und der Welt teilzunehmen. Die Menschen sollen auch fähig sein, sich an gesellschaftlichen und demokratischen Prozessen zu beteiligen, diese aktiv mitzugestalten und ökologische, ökonomische und soziale Notwendigkeiten zu erkennen und entsprechend zu handeln. Um dies zu erreichen, bedarf es Anstrengungen nicht nur im formalen Bildungssystem (vom Elementarbereich bis zu den Hochschulen) und in der dualen Ausbildung, sondern auch in außerschulischen Bildungsangeboten.

Die zentrale Aufgabe der Bildungsinstitutionen ist zweifellos, die oben angeführten Kompetenzen zu fördern und zu erweitern. Deshalb geht es nicht nur darum, deklaratives Wissen (Faktenwissen) zu vermitteln, sondern auch prozedurales Wissen (Handlungswissen) und konditionales Wissen (Anpassung an jeweilige Situationen). Zusätzlich müssen die Bildungsinstitutionen heute auch immer stärker Erziehungsaufgaben wahrnehmen, wozu unter anderem gehören: die Vermittlung und Förderung von Verantwortungsbereitschaft, Solidarität, Umgang mit Konflikten, Teamfähigkeit, Umgang mit Diversität. Darüber hinaus sollen auch der Umgang mit Kultur, demokratische Willensbildung und Eigenverantwortung gefördert werden. Mit Blick auf die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens sind Bildungsmotivation zu vermitteln und zu fördern sowie die Bereitschaft, diese Motivation erfolgreich realisieren zu können („will and skill to learn“).

Das Curriculum der Schulen ist an die sich ändernden Gegebenheiten und Erfordernisse anzupassen. Der Umgang mit digitalen Medien, Wirtschaftswissen, Ernährungswissen, Wissen über demokratische Verfahren und Staatsfunktionen, ökologische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge sind Beispiele dafür. Die Schulen sollten im Rahmen ihrer Autonomie auf die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen eingehen und inhaltliche Schwerpunkte setzen können. Für eine sinnvoll gelebte Autonomie ist die Aus- und laufende Weiterbildung der Schulleitungen eine wichtige Voraussetzung. Gleichzeitig ist es auch Aufgabe aller Lehrkräfte, sich laufend fortzubilden und in ihrem Bereich aktuelle Forschungserkenntnisse (inhaltlich, methodisch, didaktisch) direkt in fachdidaktisch adäquater Form in den Unterricht einfließen zu lassen.

Angesichts dieser Herausforderungen gilt es, eine Aufwertung des Berufsbildes zu erreichen, den Lehrberuf zu attraktivieren und damit die besten und geeignetsten Personen für diese verantwortungsvolle Tätigkeit gewinnen zu können. Die Aus- und Weiterbildung muss auf hohem wissenschaftlichen und praktischen Niveau erfolgen und das Professionsverständnis auch Mitverantwortung für die Weiterentwicklung der Schule einschließen. Damit die Wissensvermittlung nicht beim Faktenwissen stehen bleibt, muss es genügend Lerngelegenheiten für Umsetzungen in Handlungswissen geben.

Vom Kleinkindalter an sollte es Aufgabe des Bildungssystems sein, einerseits individuelle Begabungen zu fördern, andererseits ein nötiges Minimum an Fertigkeiten und Kompetenzen – zu denen auch entsprechende (Fremd-)Sprachenkenntnisse zählen – zu vermitteln, an die verschiedene Aus- und Weiterbildungen anknüpfen können. Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem Kindergärten mit entsprechenden Möglichkeiten der sprachlichen Förderung und Verbesserungen in den primären Bildungseinrichtungen die besten Investitionen für eine breite Förderung aller Talente darstellen.