Ernährung und Landwirtschaft sind von grundlegender Bedeutung für die Menschen. So benötigen wir alle hochwertige Nahrungsmittel. Diese können nur von der Landwirtschaft bereitgestellt werden. Die Funktion der Landwirtschaft reicht aber über die Bereitstellung von Nahrungsmitteln hinaus, zum Beispiel indem sie mit ihrer Produktion auch zur Funktionalität ländlicher Räume beiträgt. Im Mittelpunkt der Diskussion um Ernährung und Landwirtschaft stehen allerdings auch kritische Aspekte wie Mangel- und ungesunde Ernährung sowie Nahrungsmittelverschwendung sowie die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion.

In Mitteleuropa und damit auch in Österreich werden qualitativ hochwertige Nahrungsmittel hergestellt. Gleichzeitig stehen Konsumentinnen und Konsumenten auch Nahrungsmittel zur Verfügung, die nicht vor Ort produziert wurden. An die Ernährung, die Nahrungsmittelversorgung und an die landwirtschaftliche Produktion richten sich zahlreiche gesellschaftliche Anforderungen. Gefordert wird, landwirtschaftliche Produktion ressourceneffizienter und umweltverträglicher zu gestalten, wobei derzeit Fragen des Klimaschutzes, aber auch des Biodiversitäts- und des Bodenschutzes im Vordergrund stehen. Darüber hinaus gilt es auch, durch besseres Nährstoff-Management Kreisläufe zu schließen.

Die Praktiken in Landwirtschaft und Ernährung müssen in einem globalen Kontext gesehen und entsprechend bewertet werden. Leitmotiv ist hier wie auch in anderen Bereichen der effiziente und nachhaltige Einsatz von Ressourcen. Dabei ist eine differenzierte Betrachtung geboten. So kann Grünlandwirtschaft – Rinderhaltung im Grünland – einen nachhaltigen Beitrag zur Proteingewinnung darstellen. Abholzung von Regenwald zum Anbau von Soja als Futtermittel, das im schlimmsten Fall weite Transportwege zurücklegt, ist sehr kritisch zu bewerten. Eine solche Viehwirtschaft ist ein unverhältnismäßiger Emittent von Treibhausgasen. Eine entsprechende Produktkennzeichnung kann hier für die Konsumentinnen und Konsumenten eine wichtige Entscheidungshilfe bereitstellen und ihnen ermöglichen, verantwortungsbewusst zu handeln.

Ernährungs- und Landwirtschaft stehen auch aus wirtschaftlicher Sicht vor großen Herausforderungen. Beide Bereiche sind stark globalisiert, sodass internationale Konkurrenz von wesentlicher Bedeutung ist und nationale Handlungsspielräume begrenzt sind. Da landwirtschaftliche Produktion vor allem „unter freiem Himmel“ stattfindet, ist Landwirtschaft einer der ganz wesentlich vom Klimawandel betroffenen Wirtschaftsbereiche. Darüber hinaus steht die Land- und Forstwirtschaft durch die – auch durch den Klimawandel bedingte – Zunahme invasiver Arten und Krankheiten unter Druck. Landwirtschaftliche Flächen werden ferner aus Gründen der notwendigen CO2-Einsparung im Sinne der Bioökonomiestrategie – fossile Rohstoffe sollen zunehmend durch biogene Ressourcen ersetzt werden – verstärkt auch für die Erzeugung stofflicher und energetischer Ressourcen benötigt. Die resultierende Nutzungskonkurrenz trägt zu einer intensiveren Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen bei und ist ein potenzielles Konfliktthema.

Von wesentlicher Bedeutung für eine nachhaltige Gestaltung der Bereiche Ernährung und Landwirtschaft ist nicht nur die Weiterentwicklung der einzelnen Bereiche, sondern die Ausgestaltung der regionalen Wertschöpfungskette der Lebensmittelwirtschaft insgesamt – von der Urproduktion über Verarbeitung bis zum Handel. Wissenschaftliche Ansätze und politische Lösungen müssen die Bereiche Ernährung und Landwirtschaft integrativ einschließen und noch besser miteinander vernetzen. Von grundsätzlicher Bedeutung ist es dabei, alle Beteiligten aus den Bereichen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel sowie Konsumentinnen und Konsumenten gleichberechtigt in die Gestaltung der Wertschöpfungskette einzubinden. Ferner sind gesellschaftliche Effekte der landwirtschaftlichen Produktion in der Preisbildung zu berücksichtigen – ganz im Sinne der zentralen Forderung der Ökosozialen Marktwirtschaft, dass Preise die tatsächlichen ökologischen und sozialen Kosten widerspiegeln sollen. Für landwirtschaftliche Unternehmen bedeutet dies, dass negative Umweltwirkungen zu vermeiden und Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft weiter auszubauen sind – Nährstoffrecycling ist dabei ein Gebot der Stunde.

Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass landwirtschaftlichen Unternehmen die Erbringung gesellschaftlicher Leistungen angemessen entlohnt wird. Da es sich bei vielen dieser gesellschaftlichen Leistungen um sogenannte öffentliche Güter handelt, wird eine ausschließliche Entlohnung dieser Leistungen über den Marktpreis auch in Zukunft nicht möglich sein. Dementsprechend werden staatliche Programme weiterhin erforderlich sein. Diese sollten allerdings weniger konkrete Bewirtschaftungsvorgaben machen, als vielmehr Rahmenbedingungen schaffen, welche ein ergebnisorientiertes Erbringen von gesellschaftlichen Leistungen ermöglichen, die auf ein selbstbestimmtes unternehmerisches Engagement setzen. Auch die Möglichkeiten des technischen Fortschritts wie der Digitalisierung sind dabei umfassend zu berücksichtigen.

Wie solche Veränderungen konkret zu gestalten sind, ist noch nicht ausreichend erforscht. Deshalb ist in entsprechende Begleitforschung zu investieren. Innovative Forschungsansätze gehen inter- und transdisziplinär vor. Dies ist nicht nur wissenschaftlich geboten, sondern erhöht letztlich auch die gesellschaftliche Akzeptanz.