Wissenschaft – vor allem Grundlagenforschung – wird zu einem großen Teil aus der öffentlichen Hand finanziert, sie trägt schon aus diesem Grund eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Wissenschafterinnen und Wissenschafter sind hinsichtlich der Wahl ihres Forschungsgegenstands frei. Vor dem Hintergrund der großen gesellschaftlichen Herausforderungen sind Forschende, Hochschulen, Fachhochschulen, Universitäten sowie Forschungseinrichtungen innerhalb und außerhalb von Unternehmen gefordert, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und die Ergebnisse ihrer Arbeit der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Neben Forschung und Lehre rückt damit die sogenannte „Third Mission“ der Wissenschaft in den Fokus der Debatte: die Verantwortung für die Gesellschaft und das Nutzbarmachen der Erkenntnisse. Die Aktivitäten im Rahmen der Third Mission sollten nicht als (zufälliges) Nebenprodukt angesehen werden, sondern in ein gut durchdachtes und geplantes Gesamtkonzept zum Dienst der Wissenschaft an der Gesellschaft eingebettet sein.

Für die gezielte Nutzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen im Umgang mit vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen bietet sich die Wissenschaft als Beraterin für die Politik und Wirtschaft an. Die stärkere Einbindung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in den Politikformulierungsprozess ermöglicht eine evidenzbasierte Diskussion und Entscheidungsfindung, setzt aber auch eine entsprechende Reflexion wissenschaftlicher Praxis voraus. Grundlage dieser Reflexion sind ethische Überlegungen und eine Bereitschaft seitens der Politik, Forschungsergebnisse in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Der gesellschaftlichen Verantwortung von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern wird in diesem Zusammenhang erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden müssen. Analog gilt dies für ein weiteres Element der Third Mission, dem Transfer von Technologien und Innovationen in Form von Wirtschafts-Kooperationen.

Wenn Wissenschaft vermehrt in die Mitte des gesellschaftlichen Diskurses rückt, braucht sie für den Wissenstransfer fundierte Kompetenzen in der Kommunikation (Outreach), die aktuell (noch) nicht auf der Agenda Forschungseinrichtungen stehen und auch in den Kompetenzprofilen von Forscherinnen und Forschern noch nicht die angemessene Bedeutung haben. Für die verstärkte Nutzung von Wissenschaft für gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Aufgaben braucht es auch einen Diskurs über Eigentumsrechte an Erkenntnissen, Drittmittelfinanzierung, Finanzierung von Forschungseinrichtungen durch die öffentliche Hand und Autonomie der Forschungseinrichtungen und Universitäten. Die Wissenschaft kann nur dann ihren gesellschaftlichen Auftrag erfüllen und exzellent sein, wenn eine angemessene Finanzierung gegeben ist.

Ein breiter Diskurs auf wissenschaftlicher Basis und auch unter Beteiligung von Forschenden wäre zudem wünschenswert, um gesellschaftlichen Entwicklungen wie der Verbreitung von Fake News entgegenzuwirken. Gleichzeitig müsste auch die Politik vermehrt Erkenntnisse aus der Wissenschaft aufgreifen und deren Ergebnisse nachfragen. Dies sicherzustellen und zu fördern ist auch eine Aufgabe für die Wissenschaftskommunikation. Aufgrund der Komplexität der Herausforderungen und vorhandener Interdependenzen ist die Wissenschaft auf den internationalen Austausch angewiesen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen und Exzellenz zu erreichen.